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Welche Ressourcen haben Regenbogen-Eltern?

Gleichgeschlechtliche Eltern werden „nicht einfach so“ Eltern. Sie müssen ihre Familienplanung sehr aktiv gestalten und setzen sich eine lange Zeit mit dem Kinderwunsch, auch aus der Perspektive des Kindes, auseinander. Regenbogen-Eltern sind also Wunscheltern und die Kinder sind Wunschkinder. Die Eltern bringen eine hohe Bereitschaft mit, sich für die Kinder und deren Entwicklungen einzusetzen, unabhängig davon, ob es sich um genetisch verwandte oder angenommene (soziale verwandte) Kinder handelt. Die Kinder wachsen in einer Familie auf, in der Vielfalt – schon allein aufgrund der Erfahrung von „Anderssein“ – als Wert eine große Rolle spielt. Diese verinnerlichte Perspektive auf das Leben als vielfältig steht den Kindern als Ressource ihr Leben lang zur Verfügung, gerade in Zeiten der globalisierten Vernetzung kann das ein wesentlicher Vorteil sein.

Coping-Strategien

Zudem lernen die Kinder von ihren Eltern sehr früh Strategien, mit Diskriminierungssituationen umzugehen. Die gleichgeschlechtlich liebenden Eltern sind Expert_innen in der Auseinandersetzung mit diskriminierenden Erfahrungen, denn als homosexuelle Menschen müssen sie solche ein ganzes Leben lang bewältigen. Die Kinder profitieren enorm von diesen Coping-Strategien, die sich selbstverständlich nicht nur auf Situationen bzgl. der Herkunftsfamilie beziehen lassen, sondern auf alle Minderheitenerfahrungen und marginalisierten Gruppen.

Freiere Rollenaufteilung

Ein weiterer positiver Aspekt ist die paritätische Aufteilung der kind- und haushaltsbezogenen Aufgaben bei vielen Regenbogen-Eltern. Die Aufgaben werden, wenn es organisatorisch und ökonomisch möglich ist, nicht abhängig vom Geschlecht, sondern von den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Elternteile wahrgenommen. Durch diese freiere Ausgestaltung von Geschlechterrollen und deren Arbeitszuteilung im Alltag lernen viele Kinder aus Regenbogenfamilien normative Rollenmuster zu reflektieren und auch für sich selbst darüber hinaus zu agieren.

Starke Eltern – starke Kinder

Gleichgeschlechtlich liebende Menschen, die sich entscheiden mit Kindern zu leben, sind meist in ihrer Identität gefestigt und können sie selbstbewusst leben. Das Leben als Regenbogen-Eltern ist zwangsläufig mit alltäglichen Coming-Out-Situationen in Einrichtungen, dem Spielplatz etc. verbunden, deren Bewältigung Selbstbewusstsein erfordert – eine Stärke, die den Kindern vorgelebt wird.

Stefanie Gerlach (Regenbogenfamilienbeauftragte der Stadt München) fasst die vorliegenden positiven Forschungsbefunde zusammen: „Expertinnen und Experten aus dem angloamerikanischen Raum attestieren den Kindern von lesbischen und schwulen Eltern eine bemerkenswerte psychische Stärke (Stacey/ Biblarz 2001). So zeigt eine Studie (Patterson 1994), dass die Kinder von lesbischen Müttern zwar höherem sozialen Stress (Hänseleien etc.) ausgesetzt sind als Kinder einer Vergleichsgruppe, zuhause aber offensichtlich so gestärkt werden, dass sie diesem adäquat begegnen und über eine größere allgemeine Zufriedenheit verfügen als die Kinder der Vergleichsgruppe. Das Erziehungsverhalten der Eltern könnte hier einen erheblichen Einfluss haben (Jansen/ Steffens 2006). Manche Autoren und Autorinnen stellen einen Zusammenhang zu anderen Untersuchungen her, wonach Lesben selbstbewusster, unabhängiger und weniger depressiv seien als heterosexuelle Frauen (Falk 1993; Kershaw 2000).“